Hinter der Fassade

Biedermeier, Rokoko, Jugendstil. Klarer Fall: Die Calwer Straße kleidet sich gerne in historische Fassaden. Am Eck strahlt auch die Alte Poststraße dank des Stadtpalais von Gültlingen im barocken Kostüm. Das moderne begrünte Gebäude trägt lieber einen Mantel voller Pflanzen. Doch der Quartiersjüngling vollbringt nicht nur ein grünes Wunder, sondern birgt mit der Calwer Passage auch ein gläsernes Denkmal in sich.

Begrünte Fassade, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Grünes Wunder am begrünten Haus.

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider… und Fassaden! Stuttgart-Mitte erlebt sein grünes Wunder. Seit 2019 gedeiht am Rotebühlplatz ein Urwald-Haus. An den Wänden des breiten Bürogebäudes wachsen Immergrün, Winterjasmin, Clematis und andere Pflanzen. Und auf dem Dach? Streckt sich ein Mini-Mischwald gen Himmel – darunter Schwarzkiefern, Stieleichen, Schwedische Mehlbeeren und Hainbuchen. Im Sinne des „Grünen Städtebaus“ bildet der Neubau ein Konzept, das auch außerhalb des Ländles die Aufmerksamkeit erregt. Das Pionierprojekt zeigt, welchen Beitrag eine Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Stadtklimas leisten kann. Nach Erkundungsfahrten unter anderem nach Singapur, Mailand und Basel entschied sich das Planungsteam für die „grüne Klimaanlage“ an der Wand und auf dem Haus. Die Pflanzen haben nicht nur einen kühlenden, sondern auch einen reinigenden Effekt.

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Calwer Passage, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Hommage an Mailand: die Calwer Passage.

Außen Pflanzen, innen Passage, allseits ein Schmuckstück! Das siebengeschossige, begrünte Gebäude am Rotebühlplatz verbirgt mit der Calwer Passage einen edlen, denkmalgeschützten Kern. Als „Glanzpunkt für Stuttgart“ bezeichnete Oberbürgermeister Manfred Rommel die luxuriöse Einkaufsmeile bei ihrer Einweihung im Jahr 1979. Mit Glasgewölbetunnel, Marmorboden und golden schimmernden Details galt das Stuttgarter Bauwerk als Hommage an die Galleria Vittorio Emanuele II. Ihr italienisch-schwäbischer Flair ist der hübschen Flaniermeile bis ins 21. Jahrhundert erhalten geblieben. Nach einem vierjährigen Facelift lädt die Calwer Passage seit 2022 mit inhabergeführten Geschäften und ausgesuchten Gastronomiekonzepten wieder zum Schlendern und Verweilen ein.

Calwer Straße, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Haus an Haus: die Calwer Straße.

Biedermeier, Spätbarock, Neorenaissance, Jugendstil: Die obere Calwer Straße ist einmalig in der City. Nirgendwo sonst finden sich in der Stuttgarter Innenstadt so viele aneinandergereihte Häuser verschiedener Baustile. Anhand der prächtigen Fassaden wird schnell klar, dass sich dieser Ort im Laufe der Jahrhunderte zur Heimat des wohlhabenden Bürgertums entwickelt hat. Trotz ihrer historischen Bedeutung hätte der Häuserzeile in den 1970ern allerdings fast der gänzliche Abriss gedroht. Vor allem dem Aufruf „Rettet die Calwer Straße!“ der Stuttgarter Lokalzeitung ist es zu verdanken, dass dieses Stück Altstadt erhalten geblieben und die Gebäude renoviert und teilweise rekonstruiert wurden. Also schnell zur Kamera greifen, denn so ein Häuserballett gibt was her!

Paulaner, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Alt, älter, Stadtpalais von Gültlingen.

Hereinspaziert in eines der ältesten Gasthäuser Stuttgarts! 1747 für den Freiherren von Gültlingen erbaut, strahlt es als das einzige noch erhaltene Barockpalais mit massivem Erdgeschoss, Natursteinfassade und verputztem Fachwerk in der Stuttgarter Innenstadt. Der älteste Teil stammt von etwa 1400.

Beim Eintreten fällt das gut erhaltene Wappen der Familie „von Gültlingen“ über der Eingangstür auf. Eine weitere Rarität ist das Deckengemälde aus dem 16. Jahrhundert, das erst bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurde. Heute wird in diesem Gebäude-Oldie gegessen. Der „Paulaner“ sorgt seit 1924 für bayerisch-schwäbische Kost auf dem Teller.