„Außen hui, innen lecker!“, verspricht die Jugendstil-Markthalle. „Unten Kalkstein, oben Aluminium!“, schwört das Dorotheen Quartier. „Vorne neu, hinten alt!“, erklärt das Rathaus. „Achtung Vergangenheit, willkommen Zukunft“, mahnt das „Hotel Silber“. Und das Hegel-Haus? Philosophiert glückselig vor sich hin und entlässt rätselfreudige Besucher:innen aus seinem Escape-Room.
Am Marktplatz steht heute der dritte Rathausbau der Stadt. In einem einfachen Fachwerkhaus wurde das erste Rathaus Mitte des 15. Jahrhunderts eingeweiht. Über hundert Jahre später erhielt es eine reich geschmückte Steinfassade. Um mehr Platz für ein größeres Gebäude zu schaffen, mussten neben dem alten Rathaus 20 Gebäude abgerissen werden. 1905 wurde schließlich das Neue Rathaus im Stil der flämischen Gotik und mit prächtigem Turm errichtet. Das Gebäude brannte im Zweiten Weltkrieg gänzlich aus. Beim Wiederaufbau wurde sein hinterer Teil erhalten, während der Gebäudetrakt zum Marktplatz hin abgerissen und „modern“ wiederaufgebaut wurde. So gesehen hatte Stuttgart im Laufe seiner Geschichte zweieinhalb Rathäuser mit wechselnden Fassaden zum Marktplatz hin. Vom ersten Rathaus blieb ein kleines Andenken erhalten: Heute hat die alte Rathausglocke im Turm des Neubaus wieder einen festen Platz gefunden. Auch der Rathausturm ist im Kern der alte geblieben. Er trägt allerdings einen Mantel – gefertigt aus hellem Korallenfels von der Schwäbischen Alb.
Im Herzen der Stadt atmet ein Gebäude den Geist eines berühmten deutschen Philosophen ein. Das „Hegel-Haus“ ist eines der ältesten erhaltenen Häuser Stuttgarts. Das denkmalgeschützte Gebäude ist in seinem Kern spätmittelalterlichen Ursprungs. Hier erblickte Georg Friedrich Wilhelm Hegel 1770 das Licht der Welt. Heute zeichnet ein kleines, hochmodernes Museum den Lebensweg des berühmten Denkers nach. Gäste können in die Gedankenwelt des Philosophen eintauchen. Neben klassischen Exponaten wie Hegels Gelehrten‐Barrett, Briefe und Notizbüchern glänzt die Ausstellung auch mit interaktiven Stationen. Hierzu zählt etwa die multimediale Installation „Hegel für Anfänger“ oder ein „Escape-Room“.
Dieses Haus hat Geschichte. Einst ein Hotel, beherbergte es in der Weimarer Republik das Polizeipräsidium inklusive der Politischen Polizei – und war in der NS-Zeit das Hauptquartier der Gestapo für Württemberg und Hohenzollern. In dieser Zeit wurden dort vermeintliche Staatsfeinde verhört, misshandelt und gedemütigt. Auch die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Württemberg und Hohenzollern wurde im „Hotel Silber“ organisiert. Von 1945 bis 1984 saß schließlich die Stuttgarter Kriminalpolizei im "Hotel Silber". 2008 wäre das Gebäude für den Bau des Dorotheen Quartiers fast abgerissen worden. Eine Bürgerinitiative kämpfte für seinen Erhalt – mit Erfolg. Seit 2018 dokumentiert das „Hotel Silber“, eine Außenstelle des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, nun mit einer eindrucksvollen Dauerausstellung die Geschichte der Polizei in dem Gebäude. Die Ausstellung und verschiedene Veranstaltungen beschäftigen sich mit Täter:innen und ihren Opfern, mit der Institution Polizei und ihrer Rolle in drei politischen Systemen. Hingehen, erinnern, lernen!