
Stadtspaziergang im Stuttgarter Westen (lang)
Die Tour führt durch den Stuttgarter Westen, beginnend am Feuersee mit der Johanneskirche. Entlang der Rotebühlstraße entdecken wir historische Verlagsgeschichten, kulinarische Erlebnisse und das älteste Theater der Stadt. Weiter geht es zu Stadtplätzen wie dem Johann-Sebastian-Bach-Platz, der gründerzeitlichen Rötestraße und versteckten Hinterhöfen wie dem Rossbollengässle, die das historische und moderne Flair des Viertels miteinander verbinden. Die Tour endet an der Russischen Kirche, welche an der Grenze zum Lieblingsviertel Nord liegt.
Viertelflirt & Kirchendrama: der Feuersee
Auf ihrer Halbinsel wirft sich die Johanneskirche neogotisch-dramatisch in Pose. Der Zweite Weltkrieg nahm ihr die Spitze, als Mahnmal blieb sie nach dem Wiederaufbau ohne Turmhelm. Drumherum schwappt der Feuersee. Um den ehemaligen Löschwasserteich stehen Bänke und Weiden bereit, an der Südseite eine Freitreppe. Verliebte knutschen, Schwäne schnattern, Kaltgetränke zischen. Wollen wir gemütlich beisammenhocken… oder heißt es jetzt: Go West?
Hobbit & Theater: die Rotebühlstraße
Dann wenden wir der Johanneskirche nun den Rücken zu. Auf der anderen Straßenseite verbergen sich Geschichten — und das wortwörtlich, denn im Komplex der Rotebühlstraße 77 haust der Klett-Verlag. Dieser ist nicht nur für Schulbücher bekannt, sondern auch für Sachbücher, Belletristik, Fantastik und Science-Fiction. So war es Verleger Michael Klett, der 1969 den „Hobbit“ vom Auen- ins Schwabenland brachte und von dort in die ganze Bundesrepublik.
Nein, rechts davon entführt uns das „WWW“ über dem Eingangsportal der Nr. 83 nicht ins Internet. „WWW“ steht für „Wir wollen Waldbaur.“ Besser gesagt: Waldbaur-Schokolade. Vor allem die berühmten „Katzenzungen“. Das Naschwerk wurde einst in der Fabrik am Feuersee produziert und in ganz Europa und sogar in Amerika gegessen.
Unser Blick wandert weiter zur Nr. 89. Wer schaut uns da an? Es ist der Philosoph Arthur Schopenhauer. Seine übergroße Gipsbüste ziert das Vordach der „Theater der Altstadt“, eines der ältesten Privattheater in Baden-Württemberg. Apropos kleine Theater: 250 Meter entfernt, in der Nr. 109, serviert die „Rosenau“ ihren Gästen vorne kulinarische, hinten kulturelle Leckereien, zum Beispiel Kabarett, Comedy, Lesungen und Poetry Slams. Als ungewöhnliches Erlebnis erweisen sich die Abende der „aus:sicht“. Im Dunkelrestaurant gibt es für alle nichts zu sehen, dafür umso mehr zu schmecken, riechen und hören.
Chemie aus Stuttgart & Konzern von Welt: die Knospstraße
Nachdem wir in der Rotebühlstraße nach rechts spaziert sind, fällt uns an der Nr. 70/72 die „Villa Knosp“ auf. In dem roten Backsteinbau lebte einst die wohlhabende Familie Knosp, die auch die benachbarte Knospstraße anlegen ließ. In diese ehemalige Privatstraße biegen wir nach links ab und befinden uns nun dort, wo sich im 19. Jahrhundert erst die Knosp’sche Chemie-, dann Gustav Siegles Lackfabrik ansiedelte. Beide Unternehmen fusionierten schließlich mit der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen. Die BASF ist heute der größte Chemiekonzern der Welt.
Martinsgänse & Zugpferde: der Johann-Sebastian-Bach-Platz
Nach der Knospstraße zweigen wir rechts in die Augustenstraße und an der nächsten Kreuzung links in die Hasenbergstraße ab. Hier steuern wir auf den spitzwinkligen Johann-Sebastian-Bach-Platz zu, dessen Ränder ausnahmslos Gründerzeitbauten schmücken. Volle Aufmerksamkeit zieht auch der Gänsepeterbrunnen von 1901 auf sich. Früher diente die Kreuzung als Sammelplatz für Zugpferde; am Vorgängerbrunnen wurden sie vor dem mühsamen Aufstieg in Richtung Schwarzwald getränkt. Der heutige Brunnen mit dem „Gänsepeter“ erinnert an eine andere städtische Szene: Vor dem Martinstag wurden einst eine große Zahl an Gänsen aus den umliegenden Dörfern auf den Stuttgarter Markt getrieben. Vom Platz aus wandern wir, wie einst die Zugpferde, die Hasenbergsteige hoch. Doch keine Bange: Der Wadensport ist von kurzer Dauer.
Villenmuseum & Rekordhalter: die Hasenbergsteige, der Schwabtunnel
Die wenigen Meter bergauf reichen aus, um die ersten palaisartigen Wohngebäude zu erspähen, die sich entlang der Hasenbergsteige reihen. Nicht umsonst wurde die steile Straße im Volksmund zum „Prominentenhügel“ und „Villenmuseum“ gekürt, als sich dort ab dem 20. Jahrhundert die Stadtaristokratie ansiedelte.
Am Eck der Villa Kaiser in der Hasenbergsteige 20 blickt uns die Büste des Stuttgarter Pfarrers, Professors und Dichters Gustav Schwab entgegen. Seine Nacherzählung der „Sagen des klassischen Altertums“ haben Generationen von Schülern und Schülerinnen geprägt. Nach dem Autor ist der Schwabtunnel benannt, der neben der Villa unter unseren Füßen verläuft. 1896 wurde die 125 Meter lange Röhre durch den Hasenberg gebaut, um das Arbeiterviertel Heslach im Süden mit den Fabriken im Westen zu verbinden. Der Schwabtunnel hat schon viele Rekorde geknackt: Bei seinem Bau war er der breiteste Tunnel Europas. 1900 tuckerte hier weltweit erstmals ein Auto durch einen Tunnel. Von 1902 bis 1972 durchquerten ihn Straßenbahnen, Pferdefuhrwerke, Autos, Räder und Fußgänger:innen gleichzeitig. Somit behauptete er sich auch als erster Tunnel mit Mischverkehr.
An der Treppenanlage, die sich an beiden Seiten des Portals erstreckt, steigen wir hinab und folgen der Schwabstraße bis zur Kreuzung. Bevor wir uns links in die Reinsburgstraße begeben, drehen wir uns um und blicken dem Schwabtunnel in und über den Rachen. Geziert wird dieser von Sandsteinarbeiten wie einem Löwenkopf und dem Stuttgarter Stadtwappen.
Großkariert & eng bebaut: Rötestraße & Co
Wir sind kurz die Reinsburgstraße entlangmarschiert, da geht es schon wieder rechts in die Rötestraße hinein. Von dort aus bummeln wir 500 Meter lang stets geradeaus. Auf dieser Achse wird schnell klar: Die fünf- bis sechsgeschossigen Gründerzeithäuser aus Sand- und Ziegelstein sind das Markenzeichen des Bezirks. Das war nicht immer der Fall. Bis in das 19. Jahrhundert prägten Weinberge, Wiesen und Äcker den Stuttgarter Westen. Erst mit der Industrialisierung begannen Städteboom und Bebauung des Gebiets. Zunächst siedelten sich Betriebe wie der Schokoladenhersteller Waldbaur oder die BASF-Vorläufer Siegel und Knosp an. Von ihnen haben wir zu Beginn unserer Tour gehört. Zwischen 1850 und 1920 wurde das Straßennetz im Talboden quadratisch, praktisch, gut bebaut. Es entstanden jene gründerzeitlichen Wohnblöcke, die Stuttgart-West bis heute in eines der größten zusammenhängenden Altbaugebiete und der am dichtest besiedelten Wohnareale in Deutschland verwandeln. Auf diesem Schachbrett schreiten wir immer geradeaus bis zur Kreuzung Röte- und Paulusstraße. Fabelwesen, Tiere, Pflanzen: Viele Fassaden fallen durch Ornamente auf. Am Eckhaus zur Paulusstraße wird der Balkon sogar von zwei Elefantenköpfen getragen. Dass die Gebäude nach vorne hin verziert wurden, geschah auf Wunsch des Königs. Die Rückseiten muten hingegen schlicht an. Für den Vorne-Hinten-Vergleich gehen wir einmal um den Block, nach links in die Paulusstraße, dann nach rechts in die Seyfferstraße.
Hinterhof & Bauernhof: das Rossbollengässle
Hier lernen wir ein Musterbeispiel der traditionellen Blockrandbebauung von 1874 kennen. Damit bezeichnet man die Anordnung von mehreren Wohngebäuden um einen gemeinsam genutzten Innenhof. Durch diese Straßenplanung wimmelt es im Westen nur so vor Hinterhöfen. Den berühmtesten betreten wir zwischen der Seyfferstraße 64 und 66. Dort weist ein Schild auf das Rossbollengässle hin. Reingeschlüpft!
Da haben wir es: Eng an eng stehen die Gebäude rund um den großen Innenhof. Ihre Rückseiten bestehen aus schmucklosem Backstein, während ihre Vorderseiten mit tierischen und ornamentalen Details ihre Show abziehen. Dieser Innenhof birgt noch ein weiteres Geheimnis: Der urbane Platz mit Spielgeräten, Tischkicker, Liegemulden entstand auf dem Dach einer Tiefgarage und ist einer Anwohnerinitiative zu verdanken. Doch wie kam es zum Namen Rossbollengässle? Auf der Fläche befand sich bis zum 2. Weltkrieg der letzte innerstädtische Bauernhof mit Schweinen, Hühnern… und Pferden!
Über den Ausgang an der Rötestraße verlassen wir den Geheimspot und wenden uns nach links. Die nächste Kreuzung überrascht mit dem verzierten Gutbrodhaus. Wir biegen rechts in die Vogelsangstraße ab.
Backstein & Buchstäbchen: der Bismarckplatz
Bald erhebt sich linkerhand eine große, neoromanische Backsteinkirche. Ein wohlhabender Kaufmann stiftete ihren Bau 1901 nach dem Tod seiner erst elfjährigen Tochter Elisabeth, weshalb das Gotteshaus auch der heiligen Elisabeth geweiht werden sollte. St. Elisabeth zu Füßen liegt der Bismarckplatz. Seit einigen Jahren steht er als Quartierzentrum im Mittelpunkt städtebaulicher Fragen. Rundherum wuselt das Viertel. Kaum heizt die Sonne den Asphalt ein, erobert der hippe Westen die Terrassen der „Metzgerei“, der „Pinsa Manufaktur“ und anderer Lokale. Familien treffen auf Singles, Schwabentum auf Allerweltsmenschen. Das süße „Buchstäbchen“ entführt mit seinen Kinderbüchern auf fantastische Reisen, nebenan lockt der „Allesraum“ mit Grafiken und Papeterie, Geschenkartikeln und Lifestyle-Lektüren. Lust auf eine Pause?
Schule & Kaserne: die Schwab-/Bebelstraße
Gestärkt, gesättigt und inspiriert machen wir uns wieder auf die Socken, die Schwabstraße entlang, bis wir auf die Stadtbahnlinie stoßen. An der „Ecke Schwab / Bebel“, wie die Einheimischen den Knotenpunkt nennen, steht die prächtige Schwabschule schon seit 1900. Ihr Architekt Emil Mayer soll bei der Einweihung dafür plädiert haben, bei einem Schulbau nicht nur auf Zweckmäßigkeit, sondern auch auf Schönheit zu achten, „um bei den Kindern schon frühzeitig den Sinn für die Kunst zu wecken“. Diagonal zur Schwabschule befindet sich das moderne Moltke-Areal. Von 1886 bis 1966 stand an seiner Stelle die burgartige Moltke-Kaserne.
Altes Vorbild & neuer Westen: das Olga-Areal
Nach rechts folgen wir in der Bebelstraße der Straßenbahntrasse und kehren schließlich links in die Hasenbergstraße. Am neu angelegten Olgaplatz tollen die Kinder aus dem Quartier auf einem wahren Luxus-Spielplatz. Kletterhügel, Hüpfpilze, Vogelnestschaukel kündigen das moderne Olga-Areal an, das auf dem Gelände des ehemaligen Olga-Hospitals „Olgäle“ entstanden ist. Hier wurde die vierteltypische Blockrandbebauung neugedacht und mit vier begrünten Innenhöfen ins 21. Jahrhundert befördert. Der Block beinhaltet rund 220 Wohnungen, eine Kindertagesstätte, ein Familien- und Nachbarschaftszentrum, Tiefgaragen und Gewerbeflächen. Von Nord nach Süd durchquert ein Weg das Areal. Auf diesem gelangen wir zur Senefelderstraße. Hier geht es nach rechts. An der Nr. 58 passieren wir das „Moulu“. Das Eckcafé mit den gestreiften Markisen ist einer der etlichen Sweet Spots, die im Bezirk zum Kaffeeklatschen und Brunchen verführen.
Gefängnis & Guillotine: das ehemalige Zuchthaus
Im Innenhof der Senefelderstraße 45 wird es kurios. Das dortige Wohnhaus war einst… ein Gefängnis. In der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich in der Gegend außer dem nahe gelegenen Feuersee viel freier Bauplatz. So beschloss man 1850 fernab vom Stadtkern das sogenannte Pönitentiarhaus zu bauen. 120 lebenslänglich Inhaftierte verrichteten hier ihre Arbeiten. Sogar drei Hinrichtungen durch die Guillotine fanden statt. Vom Zuchthaus stehen noch Zentralbau und Verwaltungstrakt. In den 1980ern wurden sie zum Wohnhaus umgebaut.
Ex-Boulevard & Bezirksachse: die Johannesstraße
Über die Ludwigstraße steuern wir die Johannesstraße an. Letztere ließ König Wilhelm I. als „schwäbischen Boulevard“ nach Pariser Vorbild bauen. An die alte Pracht erinnern noch vereinzelte Gründerzeitbauten, Alleebäume und die Straßenaufteilung — mit Kutschenfahrbahn, drei Metern für die Reiter (heute: Parkplätze) und zwei Metern zum Flanieren. Allen voran fällt die harmonische Sichtachse auf: Die Johannesstraße steuert schnurgerade auf Johanneskirche und Feuersee zu. Dort können wir unseren kleinen Streifzug beenden. Oder wir begeben uns auf eine gemütliche Eskapade. Diese führt uns vom Tal und seinen Schachbrettstraßen hin zum Westhang mit seinen Aussichten, schicken Häusern… und einem Zwiebelturm im Wohngebiet.
Cafés & Landwirtschaft: das „Bauernschlössle“
Die Johanneskirche im Rücken flanieren wir auf dem „schwäbischen Boulevard“ auf das sogenannte „Bauernschlössle“ zu. Der repräsentative Bau, in dem sich heute das Arbeitsgericht befindet, wurde 1907 für die Württembergische Landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft und ihre Bank erbaut. Wegen des Bezugs zur Landwirtschaft entstand damals der Spitzname „Bauernschlössle“.
Im Umfeld der Johannesstraße befinden sich viele Cafés wie das winzige „Kiosko“, die „Mókuska Kaffeerösterei“, das „Fietsen Radcafé“ am Diakonissenplatz oder das „Cäff Chen“ in der Senefelderstraße. Der Methusalem in der Runde liegt direkt am „Bauernschlössle“. Im Gründerzeiteckhaus setzt das „Café Stöckle“ seit über 125 Jahren auf volle Schwabenpower mit Café, Konditorei und Restaurant. Maultaschen, Kartoffelsalat, Zwetschgenkuchen oder Stöckle Spezial-Torte schmecken so gut, dass hier schon die TV-Kommissare der SOKO Stuttgart ermitteln mussten.
Viertel & Hotspot: der Hölderlinplatz
Vorbei am „Bauernschlössle“ bummeln wir in der Johannesstraße bis zur Stadtbahnhaltestelle „Hölderlinplatz“. Auf die Frage, wo sich der Hölderlinplatz genau befindet, haben die Bewohner:innen diverse Antworten parat. Für die Einen liegt er an der Ecke Kornbergstraße und Schwabstraße, wo auch die Hölderlinsäule in die Höhe schießt. Kaffee trinken, Kuchen essen, nach Gefühl bezahlen — das gibt es nur hier im „Café Immersatt“. Im ersten deutschen Foodsharing-Café entscheidet der Gast, was gerettete Lebensmittel wert sind.
Für die Anderen befindet der Hölderlinplatz sich ein paar Meter weiter rechts, bei der großen Kreuzung zur Zeppelinstraße. Oder dann doch an der Ecke Hölderlinstraße und Hegelstraße? Auf dem Stadtplan von 1907 sieht man, dass der Hölderlinplatz einst als Straßenstern geplant war. Hier sollten Schwab-, Johannes-, Hölderlin-, Dillmann- und Zeppelinstraße zusammentreffen. Die Straßen wurden schließlich anders geführt und da das Stadtviertel rundherum sowieso „Hölderlinplatz“ heißt, haben inzwischen alle recht!
Während wir rechts in die Schwabstraße abbiegen und von Hölderlinplatz zu Hölderlinplatz „hoppen“, merken wir schnell: Es ist ein lebendiger Ort. Zur Choreografie der Fußgänger:innen, Fahrradfahrenden, Autos, Busse und Stadtbahnen gesellt sich ein Mix aus traditionellen und neuen Geschäften wie der Kinderbuchladen „Naseweis“ oder der Concept Store „Von Herzen“, Restaurants und Cafés wie das „Cupcakes & Bagels“ . Im Sommer verlagert sich das Leben gerne auf die Gehwege.
Inzwischen haben wir die Bushaltestelle „Hölderlinplatz“ erreicht. Dort warten wir auf den 40er Richtung „Vogelsang“ und staunen über die vierteltypischen, riesigen Gründerzeitbauten an der Schwabstraße.
Höhenluft & Spitzensicht: die Zeppelinstraße
Während der Fünf-Minuten-Busfahrt verändert der Westen sein Gesicht. Wir verlassen die eng bebauten Altbaugebiete im Tal und begeben uns in die aufgelockerten, grünen Höhenlagen, die ab 1920 erschlossen wurden. Ciao Schachbrett: Hier passen sich die kurvigen Straßen an das Gelände an. Mit den Höhenmetern steigt auch die Anzahl der Einfamilienhäuser und Villen. Kurz bevor die Zeppelinstraße am Kräherwald endet, legt sie sich noch einmal in die Kurve und gibt die Sicht frei. Hier an der Haltestelle „Zeppelinstraße“ steigen wir aus und gehen ein paar Meter bergab bis zur gleichnamigen Aussichtsplatte. Die Terrasse mit dem kleinen Pavillon wurde 1958 vom Verschönerungsverein Stuttgart e.V. errichtet. Vom Bismarckturm über das Stadion bis zum Rotenberg: Die Stadt zeigt sich hier in einem eindrucksvollen Panorama.
Nach dem kurzen Gipfelglück können wir mit dem Bus wieder zurück bis zur Haltestelle „Hegelstraße“ düsen. Oder wir ahmen die sportlichen Einheimischen nach und trippeln über die Stäffele ins Tal hinab. Der erste Treppenweg befindet sich bei der Bushaltestelle. Er führt uns zur Hauptmannsreute, die wir überqueren und dort ein paar Stufen bis zum nächsten kleinen Pfad hinabsteigen. Zwischen Spielplatz und Gäubahntrasse führt uns dieser zum Honoldweg. Dort geht es rechts durch die Unterführung und gleich darauf links die nächsten Treppen hinab zum Weg, der uns vollends zur Zeppelinstraße befördert. Auf dieser erreichen wir via Hölderlinplatz und Hölderlinstraße die Hegelstraße.
Mural & Patchwork: XXL-Kunst in der Hegelstraße
Hinter der Bushaltestelle „Hegelstraße“ ragt das 15-stöckige Hochhaus „Hölder“ in den Himmel. Wartende Menschen tänzeln dort genau auf der Grenze der Bezirke West und Nord. „Hölder“ gehört zum Westen, die Bushaltestelle zum Norden. Neben dem Hochhaus bewundern wir das Wandgemälde an der Hegelstraße 47/49. Das großflächige Mural der Künstlerin Inge Krause macht einfach gute Laune. Im Rahmen des „Pfffestivals“ – Festival für urbane Kunst – hat die Bremerin das Gebäude mit Patchworkelementen verschönert. Seitdem sind dort Palmen, Hunde und Bäume zu sehen, aber auch eine Einkaufstasche, Hose und Unterhose auf der Wäscheleine oder eine an Henri Matisse erinnernde Taube.
Zwiebelturm & Schwabenwerk: die Russische Kirche
Von hier aus erkennen wir bereits unser letztes Ziel: Die Russische Kirche sticht im Stuttgarter Westen hervor. Das Backstein-Gebäude inklusive Zwiebelturm verdankt Stuttgart den Zarentöchtern und württembergischen Königinnen. Königin Katharina hatte im Neuen Schloss eine Kapelle für die erste russisch-orthodoxe Gemeinde einrichten lassen. Später stieg man für den Gottesdienst zur Grabkapelle auf den Württemberg. Über den mühsamen Weg stöhnte wiederum Herzogin Wera und ließ 1895 St. Nikolai erbauen — jenes Schmuckstück, das wir nun in der Hegelstraße ansteuern. Die Russische Kirche wurde von der russischen Regierung und dem Zaren finanziert. Sie bekam aufgrund des Platzmangels nur eine statt fünf Zwiebelkuppeln, ihr Stil verweist aber eindeutig auf Moskau. Der Entwurf allerdings… stammt von den Stuttgartern Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle.
Hier endet unsere gemütliche Eskapade durch den Stuttgarter Westen. Wenn wir es genau nehmen, sind wir soeben auf der Bezirksgrenze in den Norden gehüpft. Wie wäre es mit neuen Abenteuern? Ab in den Norden!
Wegbeschaffenheit
Details der Tour
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Entdeckungen entlang der Tour














