Mal was anderes (machen)

Der Killesbergpark ist nicht einfach nur ein Park. Je nachdem, in welches Eck es Besuchende verschlägt, verwandelt sich seine Anlage in einen Jahrmarkt, ein Theater, eine Minibahnstrecke oder ein Blumenparadies. Wenige Minuten entfernt verführen weitere Abenteuer: Auf dem Weissenhof wird Weltkulturerbe gefeiert, im Theodor-Heuss-Haus leben die 1950er auf. Die Geheimnisse des Nordhangs lüftet eine Stäffele-Tour Nord, beim Nordbahnhof warten Wagenhallen und Skatepark.

Killesbergbahn, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Dampf ablassen, Bähnle fahren.

Durch Deutschland tuckern vier Liliputbahnen. Die älteste von ihnen dreht ihre 2-Kilometer-Runde im Stuttgarter Killesbergpark. Von April bis Oktober düst der Miniaturzug an Blumenrabatten und Baumriesen vorbei. Seine historischen Dampf- und Diesellokomotiven tragen feurige Namen wie „Tazzelwurm“, „Springerle“ oder „Schwoabapfeil“. Erstmals tat die Liliputbahn ihren Dienst bei der Reichsgartenschau 1939, seit 1995 steht das Killesbergbähnle unter Denkmalschutz. Die Wagen sind noch von damals, die ältesten Loks von 1950, aber baugleich mit denen der 30er Jahre. Die letzte Anschaffung der Flotte – mit Baujahr 1929 das älteste Modell – ist die Dampflok „Santa Maria“. Sie war jahrzehntelang in Spanien im Einsatz. Highlights der zwölfminütigen Fahrt sind die Durchquerung des 2.500 Quadratmeter großen Dahliengarten und der Blick ins Tal der Rosen.

Eloszis Jahresmarkt, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Zirkusluft schnuppern auf Eliszis Jahrmarkttheater.

Die Schiffsschaukel quietscht, das Pferdekarussell bimmelt, vor der Hutwurfbude ertönen ermutigende Rufe. Der Duft von Waffeln und gebrannten Mandeln kündigt ihn an: Schwuppdiwupp werden alle auf Eliszis historischem Jahrmarktstheater wieder zum Kind. Von April bis Oktober gastieren im Killesbergpark die alten Karussells und Jahrmarktbuden. Aus dem Oberlichtschindelwagen, Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, entweicht Gelächter. Er wurde zum Theater mit plüschigen Bänken umgebaut, in dem Klein und Groß heute in den Genuss von Kasperle-, Clown- und Figurentheater kommen. Im Zirkuszelt nebenan wird regelmäßig Swing oder Tango getanzt und einmal im Jahr das Liedermacherfestival Vive la vie gefeiert. Im Herbst ziehen die „alten Gerät- und Herrschaften“ ins Winterquartier und machen sich für die nächste Saison hübsch.

Theater in der Badewanne, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Abtauchen im „Theater in der Badewanne“.

Bei seiner Gründung 1980 hieß es noch „Laterne Figurentheater“.  Schon damals war es idyllisch im Killesbergpark gelegen, jedoch in einem provisorischen Raum. Zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 wurde es in einer einladenden Theaterstätte untergebracht – dank abgesenkter Grube, die zum Namen „Theater in der Badewanne“ führte, hat das junge Publikum die Bühne bis heute bestens im Blick. Kids und Erwachsene können hier zwischen März und Dezember in Märchen und fantastische Geschichten abtauchen.

Wagenhallen Ateliers, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Off-Kultur genießen in den Wagenhallen.

Achtung, „Kulturschutzgebiet“! So kündigt es das Schild an. Wer das Terrain der Wagenhallen betritt, taucht in ein fröhliches Biotop der Stuttgarter Subkulturen. Die Wagenhallen wurden 1895 durch die königlich-württembergische Staats-Eisenbahnen errichtet, um dort Lokomotiven und Waggons zu warten. Seit 2003 werden die ausrangierten Hallen des Backsteingebäudes von freien Kunstschaffenden unterschiedlichster Disziplinen als Ateliers und Proberäume genutzt. Zum 2015 sanierten Lokschuppen mit seinen großen Toren gesellten sich ein zweigeschossiger Neubau und Außenflächen, die für Veranstaltungen genutzt werden. Hier finden Konzerte, Lesungen, Tanz und Theater statt.

Theodor-Heuss-Haus, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Reisen in die 50er: Theodor-Heuss-Haus.

Der erste deutsche Bundespräsident war ein waschechter Schwabe. Für seinen Ruhestand ließ Theodor Heuss sich am Killesberg einen bescheidenen Bungalow bauen. Dort wohnte er bis zu seinem Tod 1963, empfing Besuch und verfasste seine Memoiren. Das Wohnhaus am Feuerbacher Weg ist heute Erlebnisort. Drei original rekonstruierte Wohnräume entführen zur Zeitreise in den biederen Stil der 1950er Jahre. Das Leben des Politikers und Abschnitte der deutschen Geschichte werden dank Ton- und Filmdokumenten, Fotos und Schriftstücken lebendig nacherzählt. Auch an die First Lady Elly Heuss-Knapp erinnert das Museum. Die Gründerin des Müttergenesungswerks war als Journalistin, Rednerin und Buchautorin erfolgreich und kandidierte in der Weimarer Republik für ein politisches Amt. Als begabte Texterin revolutionierte sie in den 1930er Jahren mit Jingles, Radio- und Filmspots die Werbung in Deutschland.

Skatepark Pragfriedhof, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Abgefahren: Skatepark Pragfriedhof.

Ramps und Rails, Halfpipes und eine 450 m2 große Bowl: Der Skatepark neben dem Pragfriedhof ist ein Paradies für alle, die am liebsten Bretter unter den Füßen haben. Doch hier schlagen nicht nur Skaterherzen höher, auch BMX-, Inliner und Scooter-Fans können sich auf der 1300m2 großen Fläche austoben. Ein Blick auf die Halle lohnt sich: Eine halbrunde, großzügig verglaste und beleuchtete Tonne mit einer Spannweite von rund 25 Metern bildet das Dach, ausgezeichnet wurde das Ganze mit einem Preis für beispielhaftes Bauen.

architekturgalerie am weissenhof, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Stadt im Blick in der „architekturgalerie am weissenhof“.

Die „architekturgalerie am weissenhof e.V.“ wurde 1982 gegründet und ist damit eine der ältesten Architekturgalerien Europas. Ausstellungen, Vorträge und Symposien rund um die Themen (Landschafts)architektur, Städtebau und -planung, Design und Kunst: Die Galerie hätte wohl keinen besseren Standort finden können, als in Stuttgarts berühmter Weissenhofsiedlung. So befinden sich ihre Räumlichkeiten in der ebenerdigen Wohnung des Musterhauses, das 1927 nach den Plänen des Architekten Peter Behrens erbaut wurde. Wer Themen der neueren Architekturgeschichte und Trends der Baukultur erforschen möchte, ist hier genau richtig.

Weißenhofsiedlung Wohnhaus, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid

Stadtführung: UNESCO-Welterbe in der Weissenhofsiedlung.

2016 wurde das Werk des Architekten Le Corbusier in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Es umfasst Bauten und Ensembles in sieben Ländern und auf drei Kontinenten – darunter befinden sich zwei Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung. In dem geführten Rundgang erkunden Architekturfans die Mustersiedlung von 1927, in der Le Corbusier und weitere 16 internationale Architekten ihre Visionen zu zukunftsgerichteten und erschwinglichen Wohnformen umgesetzt haben. In der benachbarten Viergiebelsiedlung können die Ideen des Stuttgarter Architekten Richard Döcker zum modernen Bauen nachvollzogen werden. Mit der Kochenhofsiedlung wird im Anschluss das regionale Gegenmodell zur Weissenhofsiedlung erkundet.

Stäffele Tour, © Stuttgart-Marketing GmbH, Thomas Niedermüller

Rauf und runter: Stäffeles-Tour Nord.

Waden-Workout oder Touri-Tour? In Stuttgart schließt eine Aktivität die andere nicht aus. Durch die Halbhöhen des Bezirks geht es bei der Stäffeles-Tour Nord munter rauf und runter. Die Führung geleitet vom Europaviertel hinauf zum Chinesischen Garten, durch ein Postdörfle und ein Hexenwäldle, vorbei an Häusern von Stuttgarter Persönlichkeiten und einem Eidechsen-Habitat - und sogar durch einen Weinberg. Zwischen den stadttypischen Treppenläufen warten eindrucksvolle Aussichten, Architekturhighlights und jede Menge Stadtgeschichten.

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