Höhenluft schnuppern auf dem Schimmelhütten- und Blaustrümpflerweg, zwischen antiken Statuen durch das „Lapidarium“ schlendern und nach Feierabend die Karlshöhe erklimmen – im Süden ist die grüne Auszeit ganz nah. Tortenträume erwarten dich im „Café Schurr“ und feinster Mokka im „Café MischMisch“. Der „Goldene Adler“ wird zum kulinarischen Wohlfühlnest. Zuletzt ein Geheimtipp der besonderen Art: Das „Theater am Faden“ verzaubert durch Märchenwelten und Marionetten.
Rein in die gute Puppenstube. Wer das „Theater am Faden“ in der Hasenstraße besucht, betritt eine verwunschene Welt. Im ehemaligen Winzerhaus erweckt Helga Brehme eine Galerie von Marionetten, Stabpuppen und Schattenfiguren zum Leben. Seit über 50 Jahren verzaubert die Puppenspielerin große wie kleine Zuschauer:innen mit ihrer Kunst. Für die Pflege ihrer kulturellen Beziehungen in den osteuropäischen Raum und nach Indien hat sie dafür 2022 sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten. Auf die Minibühne kommen deutsche Klassiker, Märchen aus Osteuropa, Indien und der ganzen Welt. Vor der Vorstellung dürfen Kinder mit Marionetten spielen und sich mit Gewändern und Kopfbedeckungen aus aller Welt festlich kleiden.
Ein Ritter weist den Weg, am Eingang hält ein weiterer Kavalier Wache. Du betrittst eine andere Welt: das „Lapidarium“. Hat hier jemand die Lautlos-Taste gedrückt? In Wandelgängen, auf Pfaden und Terrassen, die sich bis zur Karlshöhe hinaufziehen, begegnen dir rund zweihundert steinerne Schönheiten. Karl von Ostertag-Siegle, der Schwiegersohn des reichen Fabrikanten Gustav Siegle, ließ den Renaissancegarten 1905 für seine Sammlung römischer Antiken anlegen. 1950 erwarb die Stadt das Gelände und ließ darin Trümmerstücke aus dem kriegszerstörten Stuttgart einbetten. Heute beherbergt das romantische Freilichtmuseum Denkmäler aus fünf Jahrhunderten Stadtgeschichte. Niemand, der zwischen Oleanderbüschen und Rosen, Wandelgang und Mosaiken seinen Platz findet, ist unversehrt. Aber wen interessiert es, dass dem Pan die Flöte und der Polyhymnia das Tamburin fehlt? Hier möchtest du nur eines tun: verweilen und träumen.
Romantischer Streifzug gefällig? Der kleine Schimmelhüttenweg in der Nähe des Erwin-Schoettle-Platzes befördert dich geradewegs in den idyllischen Weinberg Scharrenberg. Mit buckligen, denkmalgeschützten Trockenmauern und einem Traumblick auf das Tal sind die uralten Steinhänge entlang des Weges ein echtes Paradies. Oben angelangt, am Haigst, fährt die Zahnradbahn „Zacke“ alle Gipfelstürmer:innen wieder zum Marienplatz hinunter. Wie kam es bei so viel Schönheit zu der eher unappetitlichen Wegbezeichnung? Die Hütte soll ihren Namen den weißen Pferden – Schimmeln – verdanken, die auf dem alten Handelsweg einst auf- und abtrabten.
„Immer der Socke nach!“ heißt die Losung auf dem 7,5 Kilometer langen Blaustrümpflerweg. Spazierzeit: ca. 2,5 Stunden. Die blauen Strümpfe auf weißem Grund weisen den Weg. Vom Marienplatz geht es über Stäffele und Sträßchen steil hinauf. Mit der Karlshöhe und dem Blauen Weg reiht sich ein Höhepunkt – wörtlich genommen – an den anderen. Lohnt sich jederzeit: Rast einlegen und die Aussichten über Weinhänge, Obstwiesen und das Heslacher Tal genießen. Durch den Wald folgt der Abstieg zum Südheimer Platz. Mit der nostalgischen Seilbahn tuckerst du zum Waldfriedhof wieder hinauf. Von dort führt der Wanderweg durch den Degerlocher Wald. An der Haltestelle „Haigst“ wartet das zweite historische Gefährt. Mühelos geleitet die Zahnradbahn aka „Zacke“ müde Wandersleute wieder hinunter zum Marienplatz. Welche Rolle spielt bei alledem die blaue Socke? Der Sage nach sollen die Heslacher:innen im Jahr 1519 Herzog Ulrich auf der Flucht verraten haben. Als dieser nach Stuttgart zurückkehrte, verdonnerte er die Heslacher:innen dazu, fortan blaue Beinlinge – Strümpfe – zu tragen.
Auf die Plätze, fertig, Tortenschlacht! Das „Café Schurr“ nimmt seine Besucher:innen mit auf zuckersüße Zeitreise. Hier sieht’s aus wie früher, da kommen geballte 70er-Jahre-Gefühle hoch. Wie bei Oma schmecken die Kuchen und Torten von Schwarzwälder Kirsch über Herrentorte bis Käse-Mohnkuchen. Alle hausgemacht, volles Geschmackserlebnis, beste Buttercreme-Dröhnung, bis selbst die süßesten Zuckerschnuten nicht mehr können. Wobei, das Konditoreneis geht noch: Schleckt sich am besten auf der hübschen Gartenterrasse.
Da ist schon der Eingang, nur zwei Stufen hinunter in das Souterrain. Zu spät. Die Tiefenentspannung setzt bereits ein. Kein Wunder: Das „MischMisch“ ist einfach gemütlich. In dem hübsch eingerichteten Café inklusive türkis-grauer Bar lässt es sich bei türkischem Mokka und feinem Kuchen wie ein Profi hochleistungsrelaxen. „Misch misch“ ist übrigens arabisch und bedeutet „Aprikose“. So lautet der Spitzname der Inhaberin, die in ihrem hell-modernen Kaffeeparadies mit Liebe und regionaler Bio-Milch aromatische Kaffeevariationen per Maschine, Handfilter, Siphon und Aeropress zaubert.
Entspannt und ungezwungen. Das ist die Philosophie, die der „Goldene Adler“ pflegt. Wenige Schritte vom Erwin-Schoettle-Platz entfernt, verwöhnen Rolf Hekeler und Christopher Oelkrug ihre Stammkundschaft mit moderner, frischer Küche. Die fällt mal schwäbisch, mal mediterran-kosmopolitisch aus. Zwiebelrostbraten oder Seehechtfilet? Cordon bleu oder Oktopusragout? Die Speisekarte ist stets für eine Überraschung gut. Innen herrscht edel-rustikale Wirtshausatmosphäre, an warmen Tagen erfreut der kleine Hausgarten alle Outdoorfans.
Patisserieflirt im „Take a break“.
Mach mal ne Pause. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und steuern im Gerberviertel das „Take a break“ an. In der Nesenbachstraße 50 dreht sich alles um den süßen Genuss. In der Vitrine flirten Gebäck und Patisserie heftigst mit der Kundschaft. Stefans Käsekuchen, Eclairs und Muffins, Tartufo und die famosen Pistazien-Berliner lassen Zuckerschnuten in Schnappatmung verfallen. Und auch das ein oder andere vegane Desserts zwinkert die Gäste an. Wer herzhaft unterwegs ist, widmet sich dem orientalischen Frühstück und türkischen Brunch mit Börek-Sortiment, Meze-Vorspeisen oder Zuffi-Brot mit Hummus. Ist das alles? Nö: Durch Feinkost dürfen sich Mal-ne-Pause-Machende ebenfalls futtern.
Plattenträume jagen bei „Ratzer Records & Beer“.
Abrocken, wegträumen, dahinschmelzen? Alles möglich. Ein Käffchen trinken in Anwesenheit von Jimi Hendrix und Adele? Bei „Ratzer Records“ kein Problem. Mehr als 40 Jahre lang prägten Karl-Heinz und Brigitte Ratzer mit ihrem Laden die Musiklandschaft Stuttgarts. Und obwohl die zwei 2025 in den Ruhestand gegangen sind— der Laden bleibt, unter neuer Leitung. Ratzer Records reloaded, das sieht so aus: Den Records gesellt sich ein „& Beer“ hinzu. So lockt neben den Regalen voller Vinyl nun ein Sortiment von 60 bis 80 Sorten Klein- und Craft-Bieren aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Ladenkonzerte, Release-Partys, Lesungen: Auch das Programm bleibt lebendig. Heißt: Musikfans können sich weiterhin die Ohren genüsslich durchpusten lassen und nebenbei ihr Heißgetränk oder Bierchen genießen. Möge die Kraft der Schallplatte mit Ratzer sein. 40 Jahre Minimum!
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