Viertel-Facts

Hörst du sie kichern? Die Königstraße gluckst so vergnügt, dass die Shops auf ihr wackeln und der Schlossplatz plötzlich grinsen muss. Die langgezogene Geheimniskrämerin liebt es, dir Überraschungseier auf den Weg zu legen. An der Ecke feixt das Hutzelmännlein. Um den Brunnen räkeln sich die Flüsse und in der Mauer steckt ein Tor. Schau hin!

Marstall: Metropoltor, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Überbleibsel: das Metropoltor.

Die Stuttgarter Tore sind längst passé. Denkste! Manch Überbleibsel lässt sich noch aufstöbern. In der Bolzstraße musst du dafür nur den Kopf heben: Drei von fünf imposante Portalbögen erinnern an den ehemaligen „Central Bahnhof“, der Stuttgart beim Thema Eisenbahn erstrahlen lassen sollte. Der viergleisige Kopfbahnhof von 1846 wurde allerdings für das wachsende Verkehrsaufkommen schnell zu klein und musste nach 20 Jahren einem größeren Bauwerk an derselben Stelle weichen – diesmal mit Prunkfassade und prächtiger Schalterhalle. Heute sind vom alten Zentralbahnhof nur die von Säulen umrahmten Rundbögen an der Fassade erhalten. Seit 1922 fahren die Züge nämlich im Hauptbahnhof am Arnulf-Klett-Platz ein und aus.

Hutzelmännchen, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Frech am Fruchtkasten: das Hutzelmännlein.

An der Ecke des Fruchtkastens blickt das Hutzelmännlein auf die Passant:innen herab. Der Schalk steht der Statue auf das steinerne Gesicht geschrieben. In einem Märchen von Eduard Mörike treibt der Kobold seine Streiche mit dem Stuttgarter Schustergesellen Seppe, der auf Wanderschaft geht. In der Nacht vor seinem Aufbruch erscheint dem jungen Mann das Hutzelmännlein und schenkt ihm ein Stück Hutzelbrot, das immer nachwächst, wenn er davon einen Rest übriglässt, und zwei Paar Glücksschuhe. Eins ist für Seppe selbst, das andere Paar soll er am Weg stehen lassen, weil ihm einst das Glück auf Füßen begegnen wird. Doch leider vertauscht der Schustergeselle die Schuhe. Da er nun von jedem Paar eins trägt, wollen die Schuhe stets zu ihren richtigen Partnern zurück und behindern den jungen Mann auf seiner Wanderschaft. Die Geschichte nimmt wortwörtlich ihren Lauf. Nimm dich daher in Acht, wenn du vom Hutzelbrot naschst, das bis heute auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt verkauft wird.

Schlossplatzbrunnen, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Acht Flüsse am Schlossplatz.

Der Schlossplatz ist das Luxus-Wohnzimmer der Stadt. Hast du dich schon mit seinen Möbeln befasst? Die prächtigen Springbrunnen etwa wurden zu Ehren des Königs von Württemberg, Wilhelm I., errichtet. Um die zwei XXL-Brunnenschalen zu transportieren, musste ein Wachhäuschen am Königstor – am heutigen Übergang der Königstraße zur Klettpassage – ab- und wieder aufgebaut werden. Wenn du die überdimensionalen Geburtstagsgeschenke von Nahem betrachtest, fällt dir ein feucht-fröhliches Detail auf. Pro Brunnen versinnbildlichen je vier Figuren die wichtigsten Flüsse Württembergs. Auf dem südlichen Brunnen sind das Neckar, Kocher, Fils und Enz, auf dem nördlichen Donau, Nagold, Tauber und Jagst. Brunnen gibt es in Stuttgart in allen Farben und Formen. Fontänen, Wasserspiele, Trinkwasserspender: Mehr als 250 Exemplare sind im und um den Kessel verteilt.